Persol – Neues aus der alten Schublade?
Retro- und Vintage-Styles sind in – und das vermutlich schon seit mindestens zehn Jahren. Alles, was irgendwie nach Handwerk, Natürlichkeit oder Rückbesinnung auf die „gute alte Zeit“ aussieht, verkauft sich gleich viel besser. Fein raus ist man, wenn man als Unternehmen schon länger auf dem Markt ist. Denn dann muss man nicht in Innovationen investieren, sondern einfach mal im Keller suchen. Dort finden sich Klassiker. Und Klassiker gehen immer.
Persol ist so eine Marke, die hauptsächlich von Klassikern lebt. Aktuell haben die Brillenmacher diese mit etwas Modernität, sprich modernen Farben kombiniert. Der Werbeclip verklärt ganz romantisch die Entwicklung der Gestelle per Hand-Skizzen. Man sieht alte Tusche-Fässchen, Lineale, edles Papier. Man riecht förmlich den Duft der Kreativität. So wie man das heute eben macht, wenn man etwas besonders emotional verkaufen möchte.
Dummerweise gehöre ich auch zu den Menschen, die Brillen-Klassiker gut finden und so eine Inszenierung eigentlich mögen. We want to believe – und tun es dann auch. Beim Betrachten des Clips habe ich aber bemerkt, dass ich langsam abstumpfe, dass ich diese Vintage-Geschichten nicht mehr sehen bzw. glauben kann. Am Ende steht doch ohnehin meist die industrielle Massenproduktion.
Vielleicht wird es Zeit, dass manche Lifestyle-Hersteller die Retro-Brille absetzen und mal wieder nach vorne blicken. Man kann ja sich ja durchaus von alten Meisterleistungen inspirieren lassen – ohne ständig das Alte zu kopieren und neu aufzulegen. Denn heute immer nur gestern kann nicht dauerhaft gut für morgen sein.