Wer spricht gerne von Ingenieurinnen und Ingenieuren?

Die geschlechtergerechte Sprache ist ein beliebtes Streitthema in Agenturen und Unternehmen. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden in Stellenbeschreibungen oder Unternehmenstexten ebenso gerne gelesen, wie Bäckereifachverkäuferin und Bäckereifachverkäufer. Kein Wunder, blähen doch solche doppelten Formulierungen die Texte unnötig auf. Manche helfen sich dann mit neutralen Wörtern wie Belegschaft oder Studierende für Studentinnen und Studenten. Andere wählen das große I – zum Beispiel bei MitarbeiterInnen. Hilfreich ist all das aber auch nicht immer.

Oft wird über Sinn und Unsinn solcher Maßnahmen diskutiert. Hilft die geschlechtergerechte Sprache wirklich, um in der Gesellschaft eine Veränderung herbeizuführen – um eine gerechte Gleichbehandlung zu erzielen? Nun, ich weiß es nicht.

Aber jetzt kommt’s: Sie kann wirklich etwas bewirken. Das haben Psychologinnen und Psychologen an der Freien Universität Berlin herausgefunden und eine Studie dazu veröffentlicht.

„Wenn Berufe in einer geschlechtergerechten Sprache dargestellt werden, schätzen Kinder typisch männliche Berufe als erreichbarer ein und trauen sich selbst eher zu, diese zu ergreifen.“

„Die typisch männlichen Berufe wurden nach der geschlechtergerechten Bezeichnung als leichter erlernbar und weniger schwierig eingeschätzt als nach der rein männlichen Bezeichnung.“

Das ist vor allem bei der Vermittlung von MINT-Berufen (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik) eine hilfreiche Info. Aber man muss auch aufpassen:

„Allerdings zeigen die Analysen auch, dass bei der Verwendung geschlechtergerechter Sprache die Berufe als weniger wichtig angesehen wurden und dass die Bezahlung in „typisch männlichen“ Berufen niedriger eingeschätzt wurde als nach Nennung der rein männlichen Berufsbezeichnung.“

Sieh an, gut zu wissen. Fraglich, ob diese kindliche Wahrnehmung auch auf Erwachsene übertragbar ist. Aber das wird sicherlich auch bald untersucht. Jedenfalls zeigt es: Sprache wirkt.